In einer unserer Therapiesitzungen, als sie langsam ihre Seele öffnete, zeichnete sich durch ihre Worte ein tiefer innerer Kampf ab — eine gläubige Frau, mit großem Respekt vor ihrem Glauben und Liebe zu anderen, aber auch mit Wunden, die tief in ihr bluteten.
Sie erzählte von ihrem Ehemann — einem Mann, der eigentlich Stütze und Schutz sein sollte, der aber mit seinen Worten und Taten täglich ihr Selbstbewusstsein zerstörte. Er sagte ihr, sie sei nicht gut genug, „dumm“, „schwach“, „hilflos“. In seinen Augen war sie oft „minderwertig“ und seine Demütigungen kamen leise, aber kraftvoll — im Flüsterton, in sarkastischen Kommentaren, in Beleidigungen, die als Witze getarnt waren. Seine Worte drangen unter ihre Haut, doch tief in ihr gab es etwas, das sich nicht brechen ließ.
Dieser Teil von ihr, ihr Instinkt, rebellierte und wollte nicht schweigen. Obwohl sie sexuelle Gewalt und Demütigung ertragen musste, tauchten in ihren Träumen Bilder von Wölfen auf — aber nicht als klare Bedrohung, sondern als Lämmer im Schafspelz. Wölfe, die sich als harmlose Wesen präsentierten, doch sie erkannte mit der Zeit, dass es tatsächlich echte Raubtiere waren, versteckt hinter falscher Sicherheit.
In der Therapie nutzten wir Jungs Konzept des Unbewussten — jener unsichtbare Teil der Psyche, in dem sowohl Verletzungen als auch Kraft gefangen sind. Ihr Unbewusstes brachte ihr Bilder und Symbole, die ihr durch Gefühle sagten, dass etwas stärker ist als Schmerz und Leiden. In ihren Träumen erschienen oft Wölfe — aber nicht als eindeutige Bedrohung, sondern als Lämmer im Schafspelz, Wesen, die sich als harmlos ausgaben, aber tatsächlich echte Wölfe waren, versteckt hinter falscher Sicherheit.
Diese Erkenntnis weckte ihre innere Stimme, ihre wahre Natur, die nicht gefangen bleiben konnte. Diese wilde Kraft, von der Klara Pinkola Estés in ihrem Buch „Frauen, die mit den Wölfen laufen“ schreibt, lebte in ihr auf. Das Buch erinnert uns daran, dass in jeder Frau diese wilde Natur lebt, eine Stimme, die zur Freiheit und Authentizität ruft.
Neben Jungs Archetypen verwendeten wir in der Therapie auch kognitive Verhaltenstechniken (KVT). Wann immer Gedanken wie „Ich sollte mich nicht beklagen und in all dem nach mir selbst suchen“ oder „Ich habe kein Recht, nein zu sagen“ auftauchten, arbeiteten wir daran, diese zu erkennen und in positive Affirmationen umzuwandeln wie: „Ich verdiene Respekt und Liebe“ und „Meine Stimme ist wichtig und wertvoll“.
Außerdem halfen Achtsamkeitstechniken ihr, im gegenwärtigen Moment verwurzelt zu bleiben, nicht in alten Traumata gefangen zu sein und ihren Körper sowie Instinkt besser wahrzunehmen.
Die Verbindung von Glauben, Psychotherapie und praktischen KVT-Werkzeugen wurde ihr Weg zur Heilung. Sie lernte, die falschen Lämmer zu erkennen und sich von ihrem Einfluss zu befreien, ihre innere Stärke zurückzuerobern und ihr Leben neu aufzubauen — erfüllt von Respekt und Glauben.
Diese Geschichte soll eine Inspiration für alle Frauen sein, die im Stillen kämpfen: Manchmal verbirgt sich hinter scheinbarer Harmlosigkeit eine Gefahr, und eure innere Stärke wartet darauf, befreit zu werden — darauf, dass ihr sie spürt und an sie glaubt.
KVT-Techniken, die auf diesem Weg helfen können:
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Erkennen automatischer negativer Gedanken — Notieren Sie Gedanken, die Sie verletzen oder blockieren. Beispiel: „Ich kann nichts verändern.“
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Beweise prüfen — Fragen Sie sich: „Welche Beweise sprechen für und gegen diesen Gedanken?“ Oft zeigen die Beweise, dass der Gedanke nicht ganz wahr ist.
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Negative Gedanken durch Affirmationen ersetzen — Finden Sie für jeden negativen Gedanken eine realistische, positive Alternative. Zum Beispiel: „Ich verdiene Sicherheit und Respekt.“
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Achtsamkeitsübungen — Konzentrieren Sie sich auf Atmung und Körperempfindungen, um im Hier und Jetzt zu bleiben und Angst sowie Stress zu reduzieren.
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Führen eines Gefühletagebuchs — Schreiben Sie regelmäßig Ihre Gefühle und Gedanken auf, um besser zu verstehen, was Sie antreibt und was Sie verändern können.
In jeder von uns lebt diese wilde Kraft, und vielleicht streifen Wölfe um uns herum, aber es ist wichtig, die echten von den versteckten Bedrohungen zu unterscheiden. Durch Arbeit an sich selbst, Glauben und die Werkzeuge, die wir haben, können wir lernen, frei zu laufen — mit Stolz und Mut.